Das monatliche E-Mail-Magazin vom Stay Forever Podcast | Im Browser lesen
#42 – OKTOBER 2024
Themen in diesem Insider:
hier ist Gunnar, willkommen im Oktober! Die Regenwahrscheinlichkeit nimmt zu, das Jahr geht in den Endspurt. Die Sommerkinder in meinem Umfeld macht das immer ein bisschen traurig, aber ich bin froh, dass die Hitze vorbei ist und die Mücken sich langsam verziehen. Wir haben in Karlsruhe neuerdings viel Besuch von der Asiatischen Tigermücke, die sich dank globaler Erwärmung nun auch hier ausbreitet. Neulich war aber mal ein schöner, nicht zu warmer Abend ohne auffällige Mückenschwärme, da trafen sich im Vogelbräu zu Karlsruhe ein paar ältere und jüngere Herren und sprachen über, naja, alte Spiele. Das war sehr nett, Beweisfoto hier:
Schöne Karlsruher beim Hörertreffen (Bildquelle: der Typ vom Nachbartisch mit Gunnars Handy)
Das war natürlich das offizielle Karlsruher Hörertreffen. Derlei informelle Stammtische mit und ohne Beteiligung von Podcastern gibt es in einer Reihe von Orten, hier geht es zur Übersicht. Wir freuen uns immer über Menschen, die Lust haben, in ihrem Ort eines zu organisieren!
Der neue Stay Forever-Jahreskalender 2025
Im Oktober ist es für rund 1200 Unterstützer und Unterstützerinnen wieder soweit: „Goodie-Zeit“! Wie die meisten von euch wissen, erhalten die Abonnenten der Stufe „Exzentrischer Großmäzen” im Januar, April, Juli und Oktober ein Präsent per Post. Zuletzt gab es die Blu-Ray mit Material von der Live-Tour, und nun folgt der Jahreskalender 2025 mit wunderschönen Motiven von Paul Schmidt, hochwertig in A3 gedruckt! Im Januar erwartet euch dann wieder eine Ausgabe des SF-Magazins – dazu verraten wir bald mehr.
Der Kalender besteht aus 12 Blättern plus Deckblatt (13 in der Unterstützer-Variante), immer mit Motiv und Kalendarium. Letzteres ist bereits mit einigen wichtigen Daten versehen, meist Spiele-Jubiläen.
Unterstützer erhalten den Kalender automatisch per DHL um den 20. Oktober 2024, wenn alles wie geplant läuft. Die Shop-Versionen werden Anfang November verschickt – wer Interesse hat, kann auf RetroShirty seine E-Mail-Adresse hinterlassen, um bei Verfügbarkeit eine freundliche Benachrichtigung zu erhalten.
Andere Sache: Als wir mit unserer Live-Tour im Mai in Hannover gastierten, war auch ein früherer Interviewgast im Publikum, nämlich Karsten Köper, einer der Macher von Ambermoon. Der hatte uns für die Folge Fotos seines Kellers geschickt, in dem er die originalen Gemälde aufgehängt hatte, die als Cover für die Packungen von Amberstar und Ambermoon dienten. Seit kurzem ist die Sammlung stilvoll erweitert, mit einem Kunstdruck unseres Podcast-Covers, das wie immer der kongeniale Paul Schmidt designt hat. So sieht das aus:
Ambermoon-Poster im Köper-Keller (Bildquelle: Karsten Köper)
Dass Gunnar Katzenfreund ist und Christian früher einen Vogel hatte, wissen aufmerksame Hörerinnen sicher, aber was ist mit Henner? Henner hat einen Hund: Das ist Anouk, sie ist so alt, dass sie quasi auch „retro“ ist. Wenn Henner am PC spielt und recherchiert, liegt sie auf seinen Füßen – allerdings nicht bei Podcast-Aufnahmen, weil sie manchmal schnarcht!
Nasen-Model: Anouk in typischer Haltung (Bildquelle: Henner Thomsen)
Wo wir stehen und wie es weitergeht: Es ist wieder Zeit für ein Status-Update aus dem Stayforeverland, diesmal mit Infos zu einer neuen Kooperation (siehe unten) und ein paar anderen Projekten. Auch zum nächsten Unterstützer-Goodie und den ersten Planungen für Live-Auftritte im kommenden Jahr haben wir etwas zu erzählen.
Neues Format: Wir sind eine neue Kooperation eingegangen, die den Hörern von Stay Forever exklusiven Zugang zu einem tollen Format mit Freunden des Hauses gibt. In den nächsten zwölf Monaten sind sechs Folgen geplant, die erste erscheint im offenen Feed, die restlichen sind Unterstützer(inne)n vorbehalten. Wir glauben, dass das unser Angebot perfekt ergänzt und freuen uns schon!
Ausgefragt #11: Im Format Ausgefragt! beantworten die Podcaster Fabian, Chris und Gunnar Fragen der Hörer. Die sind in der Regel so ausgewählt, dass die Antworten nicht nur „Ja“, „Nein“ oder „Wurscht“ lauten können, sondern idealerweise ein bisschen was Persönliches preisgeben. Diesmal geht es um Guilty Pleasures, Point-&-Click-Adventures und einen ikonischen letzten Satz.
Super Stay Forever: Fabian und Gunnar wagen sich in die Mitte der 2000er und besprechen ein Spiel, das kaum 20 Jahre alt ist. Der Titel kommt von einem englischen Studio und ist … ganz schön rasant. War damals zu recht ziemlich umjubelt und macht auch heute noch ordentlich Spaß.
Stay Forever: Nach aktueller Planung ist eine der zwölf jährlichen SF-Folgen ein Remake einer alten Sendung. Dieses Jahr hatten wir noch keine ausgewählt, aber der Prozess ist immer schwierig – es gibt viele, die wir nochmal neu machen sollten, aber nicht alle Themen passen uns gerade in die Planung, daher haben wir den Unterstützer(inne)n drei düstere Titel zur Auswahl gestellt: Deus Ex, Thief und Vampire: The Masquerade. Der Sieger ist Deus Ex, also stellen wir uns als JC Denton ein weiteres Mal der Weltverschwörung.
Unterstützer-Inhalte im Oktober
Monster-Menagerie: Eigentlich war die Folge für Ende September geplant, aber dort war unser Programm nun doch schon so voll, dass wir sie um eine Woche verschieben. Daher nehmen Rahel und Christian das nächste Monster erst Anfang Oktober unter die Lupe, und dieses Mal wird es fernöstlich. Spätestens in den 80ern kam der Ninja in der westlichen Populärkultur an und fand seinen Weg nicht nur in Filme, sondern auch in viele Spiele. Unsere beiden Experten gehen der Frage nach, wo der Ninja herkommt, was ihn als Gegner auszeichnet, und vor allem: ob es Ninjas wirklich gab.
Game & Watch: Wusstet ihr eigentlich …? Keine Technikfolge ohne Ergänzungsfolge! Henners Recherchen sind immer so gründlich, dass auch nach drei Stunden Hauptpodcast noch interessantes Material übrig ist. Diesmal geht es um das verlorene Tetris-Modell, kuriose Neuauflagen und die lebhafte Sammlerszene.
Max Payne: Wusstet ihr eigentlich …? Und auch Max Payne war als Thema zu groß für eine einzelne Folge, vor allem haben wir in der Recherche noch kleinere Interviews geführt, die nicht mehr rechtzeitig fertig für den Hauptpodcast wurden. Freut euch also auf eine Reihe O-Töne eingebettet in einen Haufen interessanter Max-Payne-Geschichten.
Neuzugänge: Dieses Format hat eine einzigartige Prämisse, nämlich: „Wir besprechen die obskuren Spiele, die Chris oder Gunnar zuletzt für ihre Sammlung gekauft haben.” Es ist recherchemäßig ein bisschen aufwändig, aber auch ziemlich beliebt, deshalb wird es höchste Zeit für eine neue Folge – diesmal mit einer leicht veränderten Vorgehensweise.
Zehn Jahre klüger: Mit dieser Folge wird das Kooperationsformat mit The Pod, das mit wenigen Ausnahmen seither immer André Peschke und Christian Schmidt gemeinsam bestritten haben, 100 Folgen alt. Der Insider gratuliert! In der Folge selbst sprechen die Herren wie immer über drei News aus dem Oktober 2014 und küren ein Spiel des Monats.
Stay Forever Spielt: Abbey of Crime #1: Im Oktober starten wir mit der nächsten Staffel Stay Forever Spielt – und diesmal ist es kein obskures altes Spiel, es ist ein obskures Remake eines obskuren alten Spiels! Obwohl, so obskur ist es nun auch nicht: La Abadía del Crimen von Operasoft war Ende der 80er in Spanien wohl ein richtiger kleiner Hit, hat es aber nie aus dem Land heraus geschafft. Das Remake von 2016, The Abbey of Crime: Extensum (gibt es kostenlos auf Steam), überträgt die stark gealterte Optik in ein modernes Retrolook-Pixelgewand, fügt ein paar Komfortfunktionen ein und macht es auf modernen Rechnern lauffähig. Ansonsten bleibt es, was es damals war: ein spannendes Krimi-Spiel in einem Kloster, angelehnt an Umberto Ecos Der Name der Rose.
Mega-Mauspads von Stay Forever (begrenzter Vorrat!)
Wir haben wieder was Neues in unserem Retro Shirty-Shop! Frisch aus unserem SFHQ in Karlsruhe (garantiert ohne Lottsche Mausabdrücke), bietet dieses XXL-Mauspad nicht nur Platz für deine Maus, sondern auch für deine Tastatur. Perfekt für Retro-Gamer und alle, die bei hektischen 3D-Action-Spielen wie Doom oder Sims nicht verrutschen wollen. Hol’s dir, bevor es einer von uns im Büro einpackt!
Auf Gunnars Schreibtisch schon im Einsatz: Unser SFHQ-Mauspad
Ihr kennt es: Unsere Bücherregale stöhnen unter der wachsenden Last an Retro-Schätzen, die sehnsüchtig auf ein neues Zuhause warten. Besonders ans Herz legen möchten wir euch die fesselnde Crackers-Reihe. Die ist beim Verlag vergriffen, aber wir haben von der ersten Ausgabe, The Gold Rush, noch ein paar Exemplare auf Lager. Das Buch entführt euch in die wilde Welt der Software-Piraterie der 80er- und 90er-Jahre – spannend, unterhaltsam und mit tollen Bildern. Aber ihr wisst ja, bei uns in der Bücherecke findet jeder etwas Passendes. Also, stöbert gerne mal durch!
Carsten Wieland, Comic-Künstler, Autor und Game-Designer ist verstorben. Ein Nachruf von Gunnar Lott.
Carsten Wieland, ein vielseitiger Künstler, Unternehmer und Kreativer, ist von uns gegangen. Sein Leben war geprägt von einer außergewöhnlichen Bandbreite an Talenten und einer Leidenschaft für Kunst und Unterhaltung, die sich in zahlreichen Projekten und Firmengründungen widerspiegelte. In einem Podcast aus dem Jahr 2020 beschrieb er sich selbst als jemanden, der im Laufe seines Lebens immer wieder nach neuen Wegen gesucht habe, sich neu zu erfinden. Tatsächlich lässt sich sein beeindruckendes Schaffen kaum in Worte fassen, denn es erstreckte sich über viele verschiedene Medienformen.
Wielands Karriere begann nach einem Grafikdesign-Studium in den 1980er Jahren als Comic-Künstler. Ein Meilenstein dieser Zeit war sein Beitrag zur legendären Comic-Reihe Schwermetall, in der 1991 ein komplettes Album von ihm erschien. Doch Comics waren nur der Anfang: Er fand auch seinen Weg ins Fernsehen, wo er unter anderem das Maskottchen für Frank Elstners Samstagabendshow Nase vorn entwarf – ein Nashorn, das er auch in der Zeitschrift Freizeit Revue weiterleben ließ und in kleinen Animationen für die Show zum Leben erweckte.
In den 1990er Jahren wandte sich Wieland einer weiteren Leidenschaft zu: den Videospielen. Als Mitgründer von New Generation Software erlangte er große Bekanntheit mit dem Spiel Wet: The Sexy Empire. Basierend auf seinen Zeichnungen der erotischen Comic-Figur Lula verkaufte sich das Spiel weltweit über 250.000 Mal. In den darauffolgenden Jahren gründete er weitere Firmen wie Redfire Software und Grasland Productions, die sich ebenfalls auf Games spezialisierten – oft mit einem erotischen Schwerpunkt. Wieland war in diesen Projekten stets die treibende Kraft als Grafiker und Game Designer. Ein ehemaliger Kollege beschrieb ihn als ein Arbeitstier, das in kürzester Zeit beeindruckende Ergebnisse erzielte.
Carsten Wielands Grafik für „Wet: The Sexy Empire“, international auch bekannt als „Lula: The Sexy Empire“
Seine Weggefährten und ehemaligen Kollegen sprechen mit großer Wertschätzung von ihm. Eine damalige Kollegin erinnerte sich daran, wie sehr sie die Zusammenarbeit mit ihm genossen habe und beschreibt die Zeit bei ihm als eine der schönsten ihrer Karriere. Wieland war für seinen Humor, seine Kreativität und seine Offenheit bekannt – er war immer bereit, seine zahlreichen Geschichten zu erzählen, die von seinem unermüdlichen Schaffensdrang und seiner positiven Lebenseinstellung zeugten.
In den letzten Jahren widmete sich Wieland der Aquarellmalerei und teilte seine Werke über YouTube und in Lehrbüchern. Einige seiner Malerei-Videos unterlegte er mit eigener Musik – ein weiteres Beispiel für seine erstaunliche Vielseitigkeit.
Carsten Wieland hinterlässt ein beeindruckendes künstlerisches Vermächtnis zwischen Trash und Hochkultur. Er wird als kreativer Freigeist in Erinnerung bleiben, der nie davor zurückschreckte, neue Wege zu gehen und verschiedene Kunstformen miteinander zu verbinden.
Wir hatten kürzlich, für unseren Podcast zu Wet: The Sexy Empire Kontakt per E-Mail mit Carsten Wieland, Kopf und Herz des Projektes. Er sagte uns direkt ein Interview zu, dann aber kurz darauf wieder ab, aus gesundheitlichen Gründen. Wenig später riss der Kontakt ganz ab, wir erfuhren später, dass Carsten kurz nach der letzten Mail verstorben war.
(Bildnachweise: Aufmacherfoto: privat, Screenshot: Mobygames.com)
Gunnar verliebt sich hoffnungslos in einen leicht spröden Walking Simulator
Ich hatte das Spiel The Invincible, Ende letzten Jahres veröffentlicht vom polnischen Studio Starward Industries für PC (Steam, GOG) und aktuelle Konsolen, schon ein paar Monate lang auf dem Schirm. Was ich darüber wusste, klang interessant:
1. Basiert auf dem gleichnamigen Roman (dt. Der Unbesiegbare, 1964, Suhrkamp) des legendären Sci-Fi-Autors Stanislaw Lem. Hard Scif-Fi, Baby!
2. Ruhiges Explorations-/Erzählspiel ohne Ballern.
3. Spektakuläre Grafik mit Atompunk-Vibe.
Ehrlich, das ist doch genau mein Beuteschema! Ich wollte schon zuschlagen, da habe ich den Fehler begangen, ein paar Tests zu lesen, unter anderem zufällig den der PC Games. Und da wurde das Spiel mit nur 6 von 10* bewertet; der Redakteur nannte es „ziemlich enttäuschend“, fand es mühsam zu steuern und die Erzählung langweilig. Ein paar Steam-Reviews sagten Ähnliches, ich geriet ins Zweifeln: Kauf verschoben.
Stanislaw Lems Werk in zwei Medien auf Gunnars Couchtisch
Aber neulich kam es mir erneut unter, ich schaute mir noch einmal die wunderschönen Screenshots an und hab’s doch dann gekauft. Und was soll ich sagen, das ist ja wohl eines der besten Spiele des letzten Jahres! Es ist wunderschön anzusehen, mit spektakulären Ansichten eines fremden Planeten, es erzählt in angenehmer Ruhe eine faszinierende Geschichte ohne Bombast und Effekthascherei, es hat mit knapp zehn Stunden gerade die richtige Länge – und es läuft problemlos auf dem Steam Deck.
Ich war sogar so begeistert, dass ich nach dem Durchspielen direkt nochmal angefangen habe, es zu spielen, diesmal mit meiner Tochter, die zuweilen für Action-freie Spiele zu haben ist. Da sprang der Funke aber nicht ganz über. Das lag vermutlich weniger am Spiel selber, sondern daran, dass wissenschaftliche Hard-Scifi vielleicht in diesem Jahrtausend kein Setting mehr ist, für das Teenagerherzen schneller schlagen. Hust.
Atemberaubende Szenerie auf Regis III (Bildquelle: Starward Industries)
Ich hingegen habe direkt sogar noch den eingangs erwähnten Roman** von Lem gekauft, um noch länger in dieser Welt bleiben zu können. Auch das war eine lohnende Investition. Der Roman hat folgende Prämisse: Ein Raumschiff der Menschen, die Kondor, wurde nach Regis III geschickt, einen unbewohnten Planeten, der aber ideale Voraussetzung für Leben bietet, um dort eine wissenschaftliche Mission durchzuführen. Aber die Kondor antwortet nicht mehr, daher schickt die Menschheit das Beste, was sie hat: das Schwesterschiff der Kondor, den bewaffneten Kreuzer Der Unbesiegbare. Der landet auf Regis III, findet die Kondor unbeschädigt, aber niemand lebt mehr. Die Besatzung ist … verhungert; die Leichen liegen neben unangetasteten Lebensmittelvorräten. Was ist passiert?
Das Spiel übernimmt diese Prämisse, aber nicht die Handlung des Romans. Im Spiel bekommt eine andere Fraktion der Menschheit mit, dass Der Unbesiegbare nach Regis III verlegt wird und schickt eine Gruppe Wissenschaftler in einem kleinen Schiff los, um dem schweren Kreuzer zuvorzukommen – und vielleicht die Schätze zu finden, wegen denen der Unbesiegbare mutmaßlich auf den Weg gebracht wurde. Das ist clever, weil es die grundlegende Handlung des Romans nicht stört, aber doch eine andere Perspektive ermöglicht als das einigermaßen abstrakte Buch. Lems Werke sind keine zufällig im All spielenden Abenteuer wie Star Wars oder Star Trek, das sind … Weltraumgeschichten, mit wissenschaftlichem Blick und schon mal bis an die Grenze der Langeweile erzählt. Starward Industries Spiel macht das alles sehr viel zugänglicher und menschlicher, ohne aber die Faszination des Mysteriums zu schmälern, etwa, indem die Spielerin noch Überlebende der Kondor finden kann, die im Buch lange tot sind und ihre Geschichte nicht mehr erzählen können.
Retrofuturismus in den Raumschiffen und Gebäuden (Bildquelle: Starward Industries)
Aber nochmal konkreter: The Invincible ist ein Walking Simulator mit Ego-Perspektive, relativ limitierter Bewegung und wenig Rätseln. Große Teile der Handlung werden per Audio erzählt, in Dialogen und Funksprüchen. Das ist nicht jedermanns Sache, denke ich, aber wer Firewatch oder Deliver us the Moon gemocht hat, dem dürfte das gefallen. Gibt ein paar kleine Unebenheiten in der Steuerung, aber nix Wildes. Man darf ab Mitte der Geschichte sogar einen rumpeligen Buggy fahren, falls man den Walking-Part von Walking Simulator satt hat.
Und … wie das aussieht! Ich meine, hey, Unreal-Engine und alles, aber mit welcher stilistischen Zielsicherheit das Team diesen wunderschönen und glaubhaften Look von Retrofuturismus geschaffen hat, ist nichts weniger als bemerkenswert. Die Installationen und Maschinen sehen aus wie aus Werken der Science Fiction der 60er und 70er Jahre entsprungen, wie von Chris Foss oder Syd Mead gezeichnet. Der Planet ist wie ein begehbares Gemälde von Chesley Bonestell; selten habe ich ein Spiel gespielt, das so deutlich eine Liebeserklärung an die Science Fiction war. Allein dafür lohnt es sich, es zu spielen – wenn man denn kein Herz aus Holz hat und mit Science Fiction auch abseits von Raumschlachten etwas anfangen kann.
Fazit: The Invincible ist mein Lieblingsspiel derzeit, folglich dringend empfohlen für Leute, die so sind wie ich: Liebhaber klassischer und wissenschaftlicher Science Fiction, gepaart mit hoher Toleranz für Story-Spiele ohne viel Mechanik. Wer hingegen Aliens oder Action braucht oder gar mit Scifi fremdelt (Shame! Shame!), der sollte einen Bogen um das Spiel machen.
* Zur Ehrenrettung des Games-Journalismus sei gesagt, dass Elena Schulz für GameStar eine sehr viel angemessenere Wertung vergeben hat: 86%.
** Für Eilige: Es gibt auch eine ganz nette deutsche Hörspielfassung der ARD mit einer Spieldauer kürzer als eine Stay-Forever-Folge.
Den Fortschritt der Story dokumentiert das Spiel als Comic. (Bildquelle: Starward Industries)
In meinen rastlosen Träumen sehe ich diese Stadt. Silent Hill. Du hattest versprochen, noch einmal mit mir dorthin zu gehen. Aber du hast es nie getan … bis jetzt. Fabian hat das Remake des kultisch verehrten Horrorklassikers Silent Hill 2 gespielt.
Im Sommer 2023 haben Chris und ich in Folge 64 von Super Stay Forever Silent Hill 2 besprochen. Ein Spiel, das in Fan-Kreisen als unantastbar gilt – und das nicht trotz spielerischer Schwächen, sondern auch gerade deswegen. Es ist ein Spiel mit trägen Kämpfen, konfusen Rätseln und Hunderten sinnloser, verschlossener Türen.
Nachdem ich nun das Remake, das am 8. Oktober für PC und Playstation erscheint, durchgespielt habe, kann ich berichten: Ich bin abermals vierhundertvierundachtzigmal gegen verrammelte Türen gerannt. Das weiß ich so genau, weil das Spiel es am Ende in einer statistischen Übersicht erwähnt. Das polnische Studio Bloober Team, das von Konami mit der Neuauflage beauftragt wurde, hat in dieser Hinsicht also nichts geändert. Silent Hill 2 muss bestimmte Eigenheiten haben, seine Wirkung entsteht aus der Summe mehr oder weniger irritierender Komponenten.
Das Spiel steckt voller kryptischer Botschaften. (Bildquelle: Hersteller)
Dazu gehören auch die Stimmen der Charaktere: der seine eigentlich tote Frau Mary suchende James Sunderland, die in unterschiedlicher Form zu Opfern und Tätern gewordenen Angela und Eddie, das unbekümmerte Mädchen Laura, die verführerische Maria. Sie wurden einst von ihren Motion-Capture-Darstellern vertont, die nicht zwangsläufig auch perfekte Sprecher waren. Ihr Vortrag der oft bizarren bis verstörenden Texte hatte genau das Maß an Befremdlichkeit, die zur Atmosphäre des Spiels passte.
Im Remake sind – für Hardcore-Fans das erste Sakrileg – neue Stimmen zu hören. Man merkt deutlich, dass sie die Eigenheiten des Originals zu imitieren versuchen, was für mein Empfinden gelingt. Natürlich kann ich nie mehr erleben, welche Wirkung die Texte und deren Präsentation auf Erstspieler haben, dafür kenne ich das Original und dessen Geschichte zu gut. Bei der Story hat Bloober Team es – aus gutem Grund – nicht gewagt, Signifikantes zu verändern: James‘ lineare Reise durch die Schauplätze von Silent Hill 2 – und somit auch seine Begegnungen mit anderen Figuren – folgen dem gleichen Verlauf.
Die Suche nach einer Schallplatte ist eins der vielen Rätsel. (Bildquelle: Hersteller)
In spielerischen Details gibt es aber noch Anpassungen: James beherrscht nun eine schnelle Ausweichbewegung, sie ersetzt die im Original langsamen Schritte zur Seite. Außerdem wurden einige der Rätsel zwar nicht in den zu erreichenden Ausgängen, aber im Lösungsweg verändert: Hier dürften sich die Geister scheiden, jede noch so kleine Abweichung vom Original werden einige Spieler als Gotteslästerung auffassen. Ich fand es angenehm, nicht jede abstruse Aktion von einst erneut ausführen zu müssen. Aus Spoilergründen gehe ich nicht ins Detail, aber einige der überarbeiteten Rätsel haben mir sogar ausgesprochen gut gefallen.
Audiovisuell ist das Remake abseits der neuen Stimmen gut gelungen: Musik und Soundeffekte sind hervorragend, die Unreal Engine 5 lässt Areale und Charaktere stark aussehen. Dabei bleibt das alte Flair meist erhalten, es zahlt sich aus, dass Komponist Akira Yamaoka und Monsterdesigner Masahiro Ito am Remake mitgewirkt haben. Über die Gesichter der menschlichen Figuren wird aber ein weiterer Streit ausgefochten werden. Das Antlitz von James hat Bloober Team nach negativem Feedback auf einen 2022er-Trailer für das fertige Spiel noch mal überarbeitet. Aber auch die übrigen Figuren sind eher Interpretationen auf modernerer Basis, keine exakten Nachbauten der einstigen Versionen.
Die Monster sind immer noch schön schaurig. (Bildquelle: Hersteller)
Ist das Remake von Silent Hill 2 nun gelungen? Es ist auf jeden Fall das beste Bloober-Team-Spiel seit Layers of Fear (2016), die letzten Titel des Studios wie Blair Witch (2019) und The Medium (2021) enttäuschten eher. An Story und Atmosphäre hat sich bei Silent Hill 2 fast nichts geändert – was positiv zu bewerten ist. In spielerischen Details wie Kamerasteuerung, Kampfdynamik und Rätseln wurde es modernisiert, objektiv dadurch auch verbessert. Das sperrigere Original bleibt der Sieger, wenn man Leid als zentrales Element der Gesamterfahrung von Silent Hill 2 betrachtet.
Auf dem Bild entdeckt James einen der großen Widersacher. (Bildquelle: Hersteller)
Christopher hat für euch die Internet-Archive durchforstet und präsentiert aktuelle Ereignisse und Veröffentlichungen aus der Welt der Retro-Spiele.
Beyond Shadowgate jetzt auf Steam und GoG erhältlich – Shadowgate ist eines der Macventures, über die Gunnar und Chris in der Déjà-Vu-Folge sprachen. Nach über 30 Jahren wurde die ursprüngliche Vision des Entwicklers mit der neuen Veröffentlichung Beyond Shadowgate endlich realisiert. Das Spiel wurde von den originalen Entwicklern des 8-Bit-Klassikers zusammen mit dem Indie-Studio GrahfMetal Games entwickelt. Im Retro-Stil gehalten, bietet das neue Abenteuer eine fünfmal größere Geschichte als der Vorgänger, bleibt dabei aber dem Look des Originals treu. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite der Entwickler.
(Bildquelle: gog.com)
PS5 Retro-Editionen zum 30. Jubiläum – Zum 30. Jubiläum der Playstation hat Sony limitierte Retro-Editionen der PS5 Pro, PS5 Slim und des Playstation Portals angekündigt. Die Konsolen kommen im Design der PS1 und werden in stark begrenzter Stückzahl weltweit angeboten. Auch der DualSense Wireless Controller sowie die Luxus-Version DualSense Edge erscheinen im Retro-Look. Wenn ihr das hier lest, ist der ganze Spuk leider schon vorbei, da Controller und Playstation bereits Ende September in die Vorbestellung gingen – und wir wissen alle, wie schnell so etwas ausverkauft ist. Schön aussehen tun die Geräte allemal.
(Bildquelle: Sony)
ZX Spectrum Neuauflage ab 22. November – Der ZX Spectrum feiert sein Comeback. Ab dem 22. November ist die Neuauflage des 80er-Jahre-Heimcomputers erhältlich, inklusive 48 vorinstallierter Klassiker wie Manic Miner und Saboteur. Mit Features wie HDMI-Ausgang, Rewind-Modus und 48K/128K-Kompatibilität verbindet das Gerät klassisches 80er-Gaming mit modernen Funktionen. Vorbestellt werden kann für rund 100 Euro zum Beispiel bei galaxus.de, mehr Informationen zum Gerät gibt es beim Hersteller.
(Bildquelle: galaxus.de)
Tamagotchi aus recycelten Eierschalen ab 2025 erhältlich – Bandai Namco bringt 2025 eine spezielle Tamagotchi-Jubiläumsversion auf den Markt, deren Gehäuse aus recycelten Eierschalen besteht. Sechs der ursprünglichen Gen-1-Charaktere sind verfügbar, darunter Mametchi und Kuchipatchi. Der Preis liegt in den USA bei knapp 30 Dollar, für Deutschland gibt es noch keine Preisempfehlung, aber schon Produktinformationen bei Bandai Namco.
(Bildquelle: Bandai Namco)
Zusätzlich hat in London ein offizieller Tamagotchi-Store im Camden Market eröffnet, wo Fans das Retro-Spielzeug direkt kaufen können.
(Bildquelle: Delia Barth für Time Out)
MiSTer Pi: Kostengünstiger FPGA-Nachbau – Für Retro-Gaming-Fans gibt es mit dem MiSTer Pi nun eine kostengünstige Alternative zum teuren MiSTer-FPGA-Setup. Der MiSTer Pi bietet die gleiche Hardware-Emulation wie das Original, ist jedoch ab rund 100 Dollar zu haben. Der Nachbau ist momentan jedoch ausverkauft, weitere Verfügbarkeit wird erwartet. Eine Rezension und weitere Infos gibt es bei Time Extension.
(Bildquelle: Damien McFerran / Time Extension)
Lesetipp: Was geschah mit den japanischen PC-Plattformen? – Ein aktueller Blogpost beschäftigt sich mit dem Verschwinden der japanischen Computerplattformen wie NECs PC-98, Fujitsus FM Towns und Sharps X68000. Warum schafften es diese Plattformen nie in den Westen und wie haben sie sich in der Ära von Windows verändert? Eine spannende Reise in die Welt der vergessenen PC-Geschichte. Mehr dazu bei mistys-internet.website.
Elite feiert 40-jähriges Jubiläum – Zum 40. Geburtstag des ikonischen Weltraumspiels Elite wurden neue Quellen und unvollendete Ports wie Elite II für BBC und NES-Versionen in das Elite-Archiv aufgenommen, natürlich alle mit Download-Links. Das Archiv wird von Ian Bell, einem der Programmierer, selbst gepflegt.
Wallops: Moderner IRC-Client für Classic Mac OS – Wir wissen, dass es unter den Stay-Forever-Fans einige IRC-Anhänger gibt. Mit Version 2.0 bietet der IRC-Client Wallops eine moderne Lösung für Retro-Mac-User. Entwickelt für System 6 bis Mac OS 9, unterstützt Wallops mehrere Verbindungen und Kanäle in einer tab-basierten Oberfläche. Das Programm läuft sogar im Hintergrund und unterstützt Benachrichtigungen. Der Client ist kostenlos und open source, mehr Infos bei jcs.org.
Ab in die Zeitmaschine! Christopher reist in die Vergangenheit und schaut sich an, welche Spiele und Hardware in diesem Monat Geburtstag feiern.
Vor 35 Jahren … (Oktober 1989)
Im Oktober 1989 brachte Atari mit dem Lynx den ersten Handheld mit Farbdisplay auf den Markt. Entwickelt von den ehemaligen Amiga-Schöpfern R.J. Mical und Dave Needle, bot das Gerät bemerkenswerte Features für seine Zeit, darunter ein beleuchtetes LCD und eine rotierbare Steuerung für Links- und Rechtshänder. Trotz technischer Innovationen wie 3D-Grafik und Multiplayermodus über ein Kabel blieb der Erfolg aufgrund des hohen Preises und starker Konkurrenz (Nintendo Game Boy) aus. Der Lynx gilt dennoch als einer der fortschrittlichsten Handhelds dieser frühen Ära, der Atari jedoch nicht aus seiner Krise retten konnte.
Atari griff Nintendo in der Werbung direkt an – ohne Erfolg. (Bildquelle: Presse)
Vor 30 Jahren … (Oktober 1994)
Im Oktober 1994 erschien Doom 2, der Nachfolger des bahnbrechenden Ego-Shooters Doom. Entwickelt von id Software, führte der Titel neue Waffen wie die ikonische doppelläufige Schrotflinte ein und bot mehr Feinde und komplexere Level-Designs. Obwohl es technisch kaum Neuerungen brachte, bauten John Carmack und John Romero das Erfolgsrezept des ersten Teils geschickt aus. Doom 2 wurde vor allem wegen seines Multiplayer-Modus über LAN und der starken Modding-Community zu einem Dauerbrenner. Das Spiel ist bis heute ein Referenzpunkt für das Genre und einer der meistmodifizierten Titel aller Zeiten.
Der Icon of Sin ist der Endgegner von Doom 2, darin versteckt sich John Romeros Kopf. (Bildquelle: mobygames.com)
Vor 25 Jahren … (Oktober 1999)
Im Oktober 1999 erschien Final Fantasy 8 von Square auf der PlayStation (in Europa; in Japan schon im Februar 1999) und verließ die bekannten Fantasy-Pfade der Vorgänger zugunsten eines futuristischeren Settings. Unter der Regie von Yoshinori Kitase zeichnete sich das Spiel durch seine realistischeren Charaktermodelle und das innovative (wenn auch komplizierte) Junction-System aus, das Zaubersprüche an Statuswerte koppelte. Medien lobten die spektakulären Zwischensequenzen und die emotionale Story, während das Gameplay wegen seiner Komplexität polarisierte. Trotz dieser geteilten Meinungen zählt Final Fantasy 8 zu den meistverkauften Titeln der Serie und setzte Maßstäbe für Rollenspiele der späten 90er-Jahre.
FF8 arbeitet mit atmosphärischen vorgerenderten Hintergründen, vor denen sich die Figuren bewegen. (Bildquelle: mobygames.com)
Ebenfalls im Oktober 1999 erreichte Tony Hawk's Pro Skater von Neversoft europäische Ufer und revolutionierte das Genre der Extremsportspiele. Das flüssige Gameplay und die innovativen Trick-Kombos setzten neue Standards. Mit lizenzierten Skateboard-Locations und einem kultigen Soundtrack wurde das Spiel zu einem Riesenerfolg, das die Skateboard-Kultur auch außerhalb der Szene populär machte. Tony Hawk selbst, der als Berater und Namensgeber beteiligt war, erlebte durch den Titel einen Popularitätsschub. Die Reihe zählt zu den einflussreichsten Sportspiel-Serien und prägte eine ganze Generation von Spielern und Spielerinnen. 🤙
Das Board kann bis zur Härte der Trucks (Achsen) angepasst werden. (Bildquelle: mobygames.com)
Habt ihr auch nichts verpasst? Unser kurzer Übersichtsservice der zuletzt erschienenen Podcast-Episoden:
Liebe Grüße aus dem SFHQ
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